„Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt. Beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.“ (Unbekannt)
Alle Menschen leiden in ihrem Leben mehr oder weniger Angstzuständen (Angst vor Kontrollverlust, vor Einsamkeit, vor Armut, vor dem Tod…). Zig Fragen gehen ihnen durch den Kopf und rauben ihnen den Schlaf: Werden sie wieder gesund, bekommen sie wieder einen Job, bleiben sie ihr Leben lang einsam? Durch Angst verkrampfen wir innerlich und nehmen alles nur noch durch einen Angst-Filter wahr.
„Angst verengt den Blick, ist wie ein Vergrößerungsglas: Schützendes sehen wir kaum mehr, Gefährliches wiederum nimmt in unseren Augen überproportional große Dimensionen an.“ (Christian Lutz)
„Furcht lässt den Wolf größer erscheinen, als er ist.“ (Volksmund)
Wenn wir von Ängsten sprechen, sollten wir dabei sorgfältig differenzieren, denn Angst ist nicht gleich Angst. Es gibt in meinen Augen eine „hilfreiche“ und eine „schädliche“ Art von Angst. Würde plötzlich eine Giftschlange vor mir auftauchen, würde ich aus Angst in Sicherheit springen. Das ist für mich eine hilfreiche Angst, die mir das Leben retten kann. Wenn die Angst aber obsessiv und neurotisch wird, dann ist die Angst sehr schädlich, denn plötzlich vermutet man überall Giftschlangen – unter dem Bett, hinter dem Schrank, in der Badewanne, in der Garage, überall, man ist von der Angst besessen.
Solche Ängste entstehen oft in Krisenzeiten. Man fürchtet um die eigene Existenz und selbst dann, wenn es einem gut geht, fragt man sich insgeheim voller Angst, wann die Glückssträhne endet. Das geht auf Kosten der Lebenslust und ist wie ein langsamer Selbstmord. Man bringt sich nicht schnell um, wie wenn man vor einen Zug springt, man tötet stattdessen schleichend die Freude in sich, man ist nicht mehr imstande zu lieben, wird immer depressiver und entmenschlicht sich selbst. Ein angstvolles Leben ist ein liebloses Leben. Und ein liebloses Leben ist ein sinnloses Leben. Das muss nicht sein. Die Angst ist da, um uns darauf hinzuweisen, dass wir gerade so ziemlich auf dem Holzweg sind und dass wir das ändern sollten. Also ändern wir es doch einfach. Ich sage mir oft in Gedanken: „Diese Angst war absolut daseinsberechtigt und ich nehme sie als meine Kreation an. Aber heute brauche ich sie nicht mehr.“
„Das höchste Glück des Menschen ist die Befreiung von der Furcht.“ (Walther Rathenau)
Angst ist etwas, was uns teilweise anerzogen wird (also kann man sie auch wieder „verlernen“). Man sagte uns während unserer Erziehung zig Male, wir sollen aufpassen, vorsichtig und auf der Hut sein. Das wurde uns immer wieder eingetrichtert, so dass wir die Angst vor bestimmten Dingen in uns kultiviert haben. Das ist keineswegs zu verurteilen, da die Warnungen vor bestimmten Situationen und Dingen uns meist in der besten Absicht für unseren weiteren Lebensweg mitgegeben wurden. Trotzdem können uns unsere Ängste regelrecht kaputt machen, wenn wir nicht korrekt mit ihnen umzugehen wissen. Sie „können“ wohlgemerkt, sie „müssen“ es aber nicht. Es kommt dabei stets darauf an, wie wir mit unserer Angst umgehen. Die meisten Menschen reagieren nach dem instinktiven Muster „Kampf“ oder „Flucht“: Sie bekämpfen Angstgefühle oder flüchten vor ihnen bzw. verdrängen sie. Doch immer dann, wenn Ängste unterdrückt werden, legen sie sich als gespeichertes Muster im Unterbewusstsein ab und nehmen von dort aus weiterhin Einfluss auf uns. In meinen Augen ist dieses abwehrende Konzept kein besonders hilfreicher Weg. Wir sollten da ganz anders vorgehen und uns in diesem Zusammenhang zuallererst die Frage stellen:
Wie entsteht Angst eigentlich?
Aus spiritueller Sicht entstehen Ängste immer dann, wenn wir uns getrennt fühlen von der Schöpfung. Denn wären wir uns unseres „Einsseins“ bewusst, so der einstimme Tenor aus esoterischen Kreisen, dann hätten wir vor nichts und niemandem Angst. Im kleineren Maßstab gilt das Gefühl des Getrenntseins auch für andere Dinge. Wenn wir z.B. eine Situation ablehnen, trennen wir uns von dieser Situation, die wir selbst erschaffen haben. Wir trennen uns also von unserer eigenen, kleinen Schöpfung. Ganz egal, ob wir uns die Angelegenheit aus spiritueller Sicht oder aus wissenschaftlicher Sicht anschauen, fest steht: Wir selbst erzeugen unsere Angst durch unseren Glauben. Nicht die Erfahrung selbst macht uns Angst, sondern unsere eigenen Gedanken darüber. Angst ist unsere Reaktion, wenn wir fest davon überzeugt sind, wir seien einer bestimmten Situation nicht gewachsen. Das ist besonders dann der Fall, wenn wir in eine neue Situation geraten, die wir so in dieser Art noch nie erlebt haben. Wir sind orientierungslos, werden unsicher und WISSEN nicht, was wir tun sollen. Unser Verstand ersetzt das Wort „wissen“ dann mit dem Wort „KÖNNEN“ und prompt denken wir, dass wir nichts tun KÖNNEN und fühlen uns daraufhin noch hilfloser – und produzieren somit noch mehr Angst.
Aber wie gesagt: Das muss nicht ewig so weiter gehen, wir können etwas dagegen tun. Ich selbst habe meine Ängste heute weitgehend im Griff. Das habe ich dadurch geschafft, dass ich die Angst erst einmal als etwas ganz Neutrales angesehen habe. Ich sage mir seit einiger Zeit, dass die Angstgefühle ja aus keiner negativen Absicht heraus entstehen. Ich sehe sie eher als den Ausdruck des Bedürfnisses nach Sicherheit an. Also nichts „Böses“, nichts Negatives, sondern etwas durchaus Akzeptables und Nachvollziehbares. Fakt ist: Unsere Ängste werden von unserem Unterbewusstsein geschaffen. Es geht davon aus, dass die Angstgefühle uns beschützen. Da unser Unterbewusstsein aber nicht in der Lage ist, logisch zu denken, versteht es nicht, dass diese Gefühle das Gegenteil bewirken und uns sehr einschränken. In solchen Situationen verinnerliche ich mir, dass alles zwei Seiten hat – und ich wähle die „gute“, indem ich die Angst als „Schwingungsmessgerät“ benutze. Angst ist ein Gefühl und wie jedes Gefühl eine Art Barometer für uns, vergleichbar mit einem Fieber-Thermometer. Sie zeigt uns zuverlässig und hochpräzise an, in welchem Schwingungszustand wir uns gerade befinden. Unsere Angst gibt uns immer die Rückmeldung, welche wir dringend benötigen. Wenn das Fieber-Thermometer anzeigt, dass wir eine überhöhte Körpertemperatur haben, dann hilft es uns keinen Millimeter weiter, das Fieber-Thermometer wegzuschmeißen. Und Ängste mit Gewalt loswerden zu wollen, wäre genau so sinnlos. Geben wir der Angst die Chance, uns auf unseren Gemütszustand hinzuweisen.
„Angst ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr.“ (Unbekannt)
Wenn wir vor unserer Angst unsere Tür verschließen und sie somit zu ignorieren versuchen, können wir ihre Botschaft nicht verstehen. Machen wir uns dabei bitte klar:
Angst lässt sich nicht verdrängen.
Gefühle, die unterdrückt bzw. verdrängt werden, machen uns früher oder später krank. Anstatt sie zu verdrängen und sich abzulenken, sollten wir uns unseren Gefühlen stellen. Akzeptieren wir unsere Gefühle einfach als etwas Natürliches, auch die Angst. Ich sage mir: „Ich habe Angst. Na und? Ich mache kein Problem daraus. Das Gefühl der Angst ist ganz normal und geht mit allen krisenbehafteten Veränderungen in unserem Leben einher. Es ist also völlig in Ordnung, wenn ich Angst habe, aber ich weiß auch, dass es immer einen Weg gibt, um die Harmonie wieder herzustellen.“ Wenn wir uns selbst sagen können, dass es in diesem Fall ganz in Ordnung ist, dass wir vor lauter Angst zittern, dann lässt die Angst bereits merklich nach. Durch unser Eingeständnis lässt der innere Druck nach und wir fühlen uns leichter und freier.
Angst ist Energie. Aus energetischer Sicht ist es dann so, dass die Angstenergie sich in eine Art „Freiheitsenergie“ verwandelt.
Den zweiten Teil von “Der richtige Umgang mit der Angst” kannst du schon bald hier weiterlesen. Wie sind deine Erfahrungen mit der Angst? Bitte teile mit mir deine Gedanken. Vielen Dank!
Deine Dragica.