„Das höchste Gut, ist die Harmonie der Seele mit sich selbst.“ (Seneca)
Wir Menschen sind unendlich wichtig, wir sind für das Glück geboren, wir sind für die Liebe geschaffen worden. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es sein kann, zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Gerade in unserer heutigen Gesellschaft gilt es als richtig und gut, sich selbst ständig in Frage zu stellen. Selbstkritik ist keine schlechte Eigenschaft, doch sollte das keinesfalls zu einer Grundeinstellung werden, denn solch eine Haltung sorgt für eine geringe Selbstwertschätzung. Es ist keineswegs arrogant, wenn Du Dich als schön, attraktiv, liebenswürdig und wertvoll hältst, wenn Du Dich selbst von Herzen so sehen kannst.
Wenn jeder sich selbst liebt, dann sind alle geliebt, Selbstliebe ist auf einer höheren Ebene mit Selbsterhaltung gleich zu setzen. Für mich ist der bekannte Bibelsatz „Liebe Deinen Nächsten so wie Dich selbst“ kein Gebot, sondern ein Prinzip, welches uns sagen will: „So, wie Du Deinen Nächsten liebst, soll Dir vor Augen führen, wie Du zu Dir selbst stehst, wie Du Dich selbst liebst.“ Ich persönlich verstehe den Satz so, dass man, wenn man andere Menschen lieben will, man zuerst sich selbst in Liebe annehmen sollte, denn nur dann kann man Liebe geben. Wenn man sich selbst nicht liebt, kann man auch keine Liebe schenken. Selbstliebe und Nächstenliebe schließen einander somit nicht aus, im Gegenteil, Selbstliebe schließt immer Nächstenliebe und Nächstenliebe immer Selbstliebe ein. Nächstenliebe IST Selbstliebe.
Sich selbst lieben ist weder leicht, noch schwer – es ist individuell. Wenn jemand sich zu dick oder zu dünn fühlt, wenn jemand seinen Job oder seinen Partner verloren hat, wenn jemand hoch verschuldet ist und keine Zukunftsperspektive sehen kann, dann fällt es ihm sicher nicht leicht, sich selbst zu lieben. In diesem Fall entstehen womöglich ein innerer Druck und Schuldgefühle, weil man ständig versucht sich selbst zu lieben, es aber nicht schafft. In diesem Fall kann man einen anderen Weg gehen. Albert Ellis hat den Begriff “Bedingungslose Selbstakzeptanz” erfunden, um damit auszudrücken dass wir uns nicht lieben müssen, um glücklich und innerlich frei zu sein.
Um mich innerlich frei zu machen, denke ich oft an Kleinkinder. Wenn ein Kleinkind im Sandkasten spielt, auf allen Vieren krabbelt oder seinen Schnuller im Mund hat, liebt es sich da oder hasst es sich? Im Grunde weder noch. Es hat einfach keine innere Einstellung, keinen Bezug zu dem, was es macht. Es akzeptiert sich einfach und damit Ende. Ähnlich wie Meditierende, die sich durch ihre Meditation befreien von jeglicher äußerlicher Bewertung.
Wenn das mit der Selbstliebe also nicht ganz so hinhaut, wie wir es gerne hätten, sollten wir uns sagen: „Na und? Halb so wild. Ist kein Grund, sich Vorwürfe zu machen. Es geht hier nicht um müssen, sondern höchstens um wollen.“ Mit dieser Einstellung kann man gar nicht sauer auf sich selbst sein.
Diese innere Haltung betrachte ich als Zwischenschritt auf dem Weg zur Selbstliebe. Einfach den Zustand annehmen, der gerade ist, ihn weder gutheißen, noch kritisieren. Schaffe ich das nicht, muss ich mir auch das nicht zum Vorwurf machen. Schaffe ich auch diesen bewertungsfreien Bewusstseinszustand nicht, mache ich mir auch das nicht zum Vorwurf und so weiter und so fort. Wie ich das schaffe? Immer wenn ich Eigenschaften an mir entdecke, die ich rigoros ablehne, fühle ich mich in das Gefühl der Ablehnung hinein und sage laut und überzeugt: „Ich nehme meine Ablehnung an.“
Ich sage weder, dass ich die Ablehnung toll finde, noch bekämpfe ich sie, stattdessen nehme ich sie ganz wertneutral an. Dadurch nehme ich auch mich an. Es geht also darum, ein Bewusstsein zu entwickeln, das weder positiv noch negativ ist. Mit dieser Vorgehensweise, lässt die Ablehnung nach, da sie quasi transformiert wird, da wir ihr den Wind aus den Segeln nehmen. Viele meiner Klienten stellten im Laufe der Zeit fest, dass sie sich trotz der inneren Ablehnung nicht mehr so schlecht fühlten wie am Anfang. Und irgendwann war das Gefühl der Ablehnung vollends verschwunden, weil sie sie in eine wertfreie Annahme umgewandelt haben. Das zeigt dass kein Hindernis unüberwindbar ist. Jede Mauer hat irgendwo ein Ende, jeder Berg lässt sich irgendwie umgehen, über jeden Fluss führt irgendwann eine Brücke.
Und das gilt auch für unsere anfängliche Selbstablehnung. Selbstakzeptanz und Selbstliebe sind letztlich immer möglich. Halten wir uns bitte immer klar und deutlich vor Augen, dass wir alle den Rest unseres Lebens mit uns selbst verbringen, dass wir immer mit uns frühstücken, mit uns duschen, mit uns verreisen, mit uns arbeiten und mit uns im Bett liegen, also sollte die Beziehung zu uns selbst voller Liebe und Harmonie sein. Damit machen wir uns selbst das größte aller Geschenke. Selbstliebe bedeutet Selbstannahme, Selbstwertschätzung, Selbstachtung, Selbstvertrauen und auch Selbstentdeckung. Dadurch wächst unsere Lebensqualität, denn wir sind dann frei von Disharmonie, von düsteren Gedanken, von inneren Ängsten, von nagenden Selbstzweifeln. Wir haben keine Angst, das auszusprechen, was wir fühlen. Wir sehen keine Hindernisse, nein, wir sehen Zuversicht, Freude und Liebe, die wir nach außen strahlen.
Sorge zuerst für das Königreich in Dir, sagte einst Jesus. Selbstliebe ist ein Ausdruck unserer Lebensfreude, sie zeigt, dass wir unsere individuelle Einzigartigkeit annehmen und uns würdigen, mit allen guten und weniger guten Eigenschaften, mit allen Licht- und Schattenseiten, mit aller Zuversicht und allen Zweifeln, mit allen Stärken und Schwächen, mit allen Träumen und Grenzen, eben mit allen Widersprüchen, in unserer absoluten Gesamtheit, denn all das macht uns als Persönlichkeit erst aus. Erst dann ist ein Mensch er selbst und kann sich selbst seinem Partner schenken. Erst, wenn es uns gut geht, wenn wir uns innerlich wohl und ganz fühlen, erst dann können wir VON HERZEN geben – und unser Partner, sofern wir gerade in einer Partnerschaft sind, spürt diese besondere Herzqualität und nimmt unsere Geschenke mit Freuden entgegen.
In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deinen Lieben einen guten Start in ein gesundes, glückliches und erfolgreiches NEUES JAHR 2017.
Deine Dragica