„Wer mehr Glück als Verstand haben will, darf seinen Verstand seinem Glück nicht in den Weg stellen.“ (Hans Kruppa)
Fast jeder Mensch ist tief gespalten in seiner Persönlichkeit. Ein Teil wird vom rationalen Verstand gesteuert, während der andere Teil intuitiv vorgeht. Die meisten Menschen von heute identifizieren sich mit dem Verstand und verleugnen ihre innere Stimme. Sie denken z.B. viel über die Liebe nach, aber solange man über Liebe nachdenkt, kann man nicht wirklich lieben.
Der Verstand ist ein unglaublich nützliches Werkzeug, aber nur für bestimmte Aufgaben. In vielen Lebensbereichen ist er eingeschränkt und unnütz. Würde man den Verstand z.B. fragen, was Liebe ist, so wäre seine Antwort: „Ein Wort, bestehend aus 3 Vokalen und 2 Konsonanten.“ Er kennt die Ebene seiner Logik und ist nicht imstande, über sie hinauszugehen. Wann immer ein intuitiver Impuls uns den Weg weist, taucht sofort die Stimme des Verstandes auf und verfälscht die Information. Man könnte auch sagen, dass wir uns vor lauter Logik selbst vergessen.
Der Verstand hat die Neigung, immer wieder mit der Wirklichkeit zusammen zu prallen, denn er drückt allem Erlebten immer seinen eigenen Stempel auf, er färbt alles so ein, wie es seiner sachlichen Logik entspricht. Er lässt selten zu, dass wir wirklich etwas so sehen, wie es tatsächlich ist, stattdessen verzerrt und verändert er alles durch seine analytischen Brillengläser.
„Wenn jemand meinen Lehren lauscht, ohne den Verstand zu gebrauchen, wird er erleuchtet. Wenn er meinen Lehren mit dem Verstand lauscht, dann findet er seine eigenen Erklärungen, die nichts mit mir zu tun haben (…).“ (Lao-tse)
Somit schränkt unser Verstand uns ein und macht uns durch diese Einengung unglücklich, da wir nicht für ein solch reduziertes Leben geschaffen sind. Unser wahres Wesen ist OHNE Verstand – es ist unermesslich, unendlich und unbegrenzt. Deshalb wollen wir uns stetig ausweiten, wir wollen wachsen und DIREKTEN Kontakt zur Existenz haben, ohne einengende Logikfilter dazwischen, ohne eine Übersetzungsmaschine, die alles erst deuten will, ohne vom Verstand unter Hausarrest gestellt zu werden. Der Verstand kann gar nicht anders, als so zu verfahren. Nicht ohne Grund wird die Logik im Wörterbuch als „Zwangsläufigkeit“ definiert. Deshalb mein Rat: Glaube nicht alles, was Du denkst. Lausche lieber Deinem Herzen, was es Dir mitteilt.
„Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur fühlt, aber nicht weiß.“ (Dostojewski)
Wenn wir uns das menschliche Sein als ein Haus vorstellen, so würden die meisten Menschen das Denken bzw. den Verstand als den Hausherr definieren. Doch das ist ein Irrtum. Der Verstand mit all seinen Gedanken ist ständig auf Achse, er ist nie da, er ist nie präsent, sondern schweift hin und her und befindet sich immer auf Reisen. Er sucht fortwährend nach Antworten von selbst gestellten Fragen. Er suggeriert uns, dass es ungemein wichtig ist und dass es uns glücklich macht, wenn er nach Antworten sucht und sie findet. Doch diese Suche ist neurotisch, denn sie endet NIE. Sobald Antworten gefunden sind, tauchen sofort neue Fragen auf, die beantwortet werden sollen. Und so geht die Suche ein Leben lang weiter. Und wer ewig sucht, der kann nie entspannen, nie richtig am Leben teilnehmen, nie in sich gehen und nie genießen. Der Verstand ist ein „Getriebener“ und deshalb kann er unmöglich der Hausherr sein. Unsere göttliche Seele ist der wahre Hausherr. Sie muss keine Antworten suchen, sie ist frei von der Knechtschaft des Verstandes und sie vertraut einfach dem Leben, anstatt es in zig Teile zu sezieren. Sie überwindet die Hürde des „ständig in die Zukunft schweifen“ und erlebt das Leben fühlend. Denn nur so kann der Mensch in Freude erblühen. Zu fühlen ist unser UR-NATÜRLICHER Zustand.
„Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern derjenige, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.“ (Friedrich Rückert)